Mark Twain und der Dilsberg

Themenbezogene Burgführungen
stoßen auf großes Interesse

25. April 2010

„Wir sind Ritter aus Heidelberg und begehren Einlass!“, verkündete ein kleiner Junge Burgvogt Andreas Weber, der ihn schmunzelnd passieren ließ. Zur rechten Zeit weilte er mit seinen Eltern am rechten Ort, denn an Sonn- und Feiertagen finden um 15 Uhr öffent- liche Führungen statt, die in diesem Jahr erstmals themenbezogen sind.

 

An diesem Sonntag begrüßte Gästeführer Dennis Heydegger 20 interessierte Teilnehmer, die sich mit ihm auf eine kurzweilige familien- gerechte Reise durch die Geschichte der Burg Dilsberg und insbesondere den damit verknüpften Erlebnissen von Mark Twain begaben.
 

Um den Burgbrunnen rankt sich sie sagenumwobene Mär, dass er einen Geheimgang habe. Dies vernahm auch Twain, weshalb er auf seiner Europareise den Dilsberg besuchte. Kinder wollten ihm die Geschichte beweisen, zündeten ein Strohbündel an und warfen es in den 20 Meter tiefen Brunnen. Angeblich soll der Rauch hinten am Hang aufstiegen sein, seither gilt Twain als "Entdecker" des Stollens.
 

Mark Twain im Alter von 72 Jahre - Bildquelle Wikipedia

Reiselektüre

 

Ansichtskarte ca. 1910

Linde Frühjahr 1925

Der Dilsberg war schon früher ein begehrtes Ausflugsziel, bereits in der Spätromantik begann der Tourismus. Den Schriftsteller führte seine Reise etwa 1880 im Sommer auf den Dilsberg, wo er sich nach einem steilen Fußmarsch über die Verschlossenheit der Leute wunderte. Bedingt durch Wasserknappheit und schwere Arbeit traf Twain auf verschwitzte Bürger mit roten Köpfen, was ihn zu der Vermutung veranlasste, das läge an der Inzucht, wie er in seiner Reiselektüre „Bummel durch Europa“ schrieb. „Das hören die alten Dilsberger aber nicht gern!“ schmunzelte der Gästeführer und erzählte von der alten Burglinde, die von einem Blitz getroffen und gespalten wurde und von der Twain behauptete sie sei angeblich 100 Meter hoch gewesen.
 

Von der Mantelmauer genießt man einen herrlichen Weitblick und kann die alten Verteidigungslinien, mit Stadttor und -mauer gut erkennen. Angreifer mussten über den Steilhang kommen, den die tapferen Dilsberger vehement verteidigten, unter anderem mit Bienenkörben, die sie den Hang hinunter rollten.
 

Der Weg zum Brunnenstollen, der erst am Vortag nachdem die Fledermäuse ihr Winterquartier verlassen hatten geöffnet wurde, führte am Kommandantenhaus vorbei. Auf dessen Rückseite befinden sich noch Überreste zweier Plumpsklos, deren Sitzflächen aus Holz waren, damit der Hintern nicht kalt wurde, wie zu hören war.
 

Den Abschluss bildete der Gang durch den 78 Meter langen Brunnenstollen, der 1650 bis 1680 gebaut wurde und beweist, dass die Dilsberger keineswegs dumm waren, denn ohne diesen Belüftungsschacht wäre das wenige Wasser, das in der Feste war, gekippt. Der Buntsandstein wirkt wie eine Filtertüte, durch den das Regenwasser sickert und der Wasserstand von 5 Meter entspricht Berg- oder Quellwasser. An dieser Stelle hätte sich Mark Twain sicherlich gerne gelabt.
 


Die Themen der nächsten Führungen verkündet der Burgvogt aktuell unter: www.burg-dilsberg.de

 

 
Text: boe
Bilder: bz
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