Dilsberger Feuerwehr mit Knowhow bei der Absturzsicherung


Seminar vor Ort bringt entscheidende
Vorteile für den Ernstfall

16.-18. Oktober 2009

 

Feuerwehreinsatz, da denken viele zunächst an Brandbekämpfung, das Aufgabengebiet der Wehren ist jedoch wesentlich größer und umfasst unter anderem auch die Absturzsicherung. Explizit auf dem abfallenden Gelände vom Dilsberg zum Neckartal hin oder auf der Burganlage, aber auch bei Dacharbeiten kann es zu Situationen kommen, wo es hilflose Personen zu sichern gilt.
 

Um auch auf diesem Sektor fit zu sein, holte sich die Dilsberger Abteilungswehr auf einem Wochenendseminar mit intensiven theoretischen und praktischen Übungssequenzen das notwendige Knowhow.
 

Seminarleiter Georg Rupp und Oliver Haberstroh von der Partnerwehr Grafenhausen, schulten ihre Kollegen vor Ort und fanden mit der historischen Burg ein realistisches Trainingsobjekt für praktische Übungen vor. Die Gruppengröße von insgesamt 8 Teilnehmern - darunter auch eine Frau - war optimal, um effektiv zu arbeiten.
 

Anhand einer Powerpoint-Präsentation vermittelten die Ausbilder anschaulich und verständlich theoretische Kenntnisse, wie Grundsätze und mögliche Risiken der Absturzsicherung, z.B. das Hängetrauma, Belastungsgrenzen der Ausrüstung sowie die Knotenlehre. Des Weiteren spielte auch die Selbstrettung in Notfällen mit dem Feuerwehrgurt eine wichtige Rolle.
 

Die Bereiche Halten, Auffangen, Sichern durch Halten von oben und Sichern mit Auffangsicherung wurden intensiv geübt. Die Absturzsicherung sollte aber nicht mit der Höhenrettung verwechselt werden. Die Feuerwehr kann sichern sowie beruhigend auf hilflose Personen einwirken und sofern diese dann in der Lage sind, gemeinsam in gesichertem Zustand runter steigen. Ist die Panik jedoch zu groß und ein selbstständiger Abstieg nicht möglich, muss die Höhenrettung, eine in Mannheim stationierte Spezialeinheit, alarmiert werden.
 

Wie bei der Feuerwehr üblich, bilden immer zwei Mann einen Trupp, so auch bei der Absturzsicherung, ein Mann klettert und ein Mann sichert. Der Kletternde legt den Gurt an, der Sichernde sucht den Anschlagpunkt und bevor es losgeht überprüft der Trupp gegenseitig den korrekten Sitz der Ausrüstung sowie die einzelnen Elemente der Sicherungskette. Sitzt die HMS (HalbMastwurfSicherung), der Bremsknoten für die dynamische Absturzsicherung und Abseilknoten? Ist der Anschlagpunkt tragfähig? Sind genügend Bandschlaufen, Karabiner und das Seil dabei?
 

Der praktische Teil startete mit Gewöhnungsübungen, die mit Ausrüstung und Höhe vertraut machten, bei denen unterschiedliche Vorstiegs- und Anseiltechniken praxisnah umgesetzt wurden. Die erste Aufgabe lautete beim Kriegerdenkmal außen am Geländer entlang ein Sicherungsseil mit Bandschleifen zu befestigen, um ein Gefühl für die Abläufe zu erlangen.
 

Das Gespür für Höhe und die richtigen Sicherungssequenzen wurden immer wieder, in verschiedenen Techniken und an diversen Stellen geübt. So auch beim Aufstieg über die Mauer Richtung Wehrgang, wo ein sogenanntes Geländerseil zum Einsatz kam, ein statisches Seil das straff gespannt werden muss und der Führung sowie Sicherheit dient.
 

Das Sichern mit Auffangsicherung wurde ebenfalls eingehend geübt. Beim Klettern werden zunächst in kurzen Abständen Bandschlingen und Karabiner befestigt in die das Sicherungsseil eingelegt wird. Dabei gilt die Sicherungsdevise: je weiter unten desto enger die Bandschlingen, je höher desto mehr Abstand ist möglich. Die Absturzsicherung entlang der Mantelmaueraußenseite war eine prickelnde Angelegenheit und eine intensive Übung für das Arbeiten und Retten im Höhenbereich.
 

Am Turm der Burg wurde die im Notfall erforderliche Selbstrettung mit dem Feuerwehrgurt geübt, wobei zur Sicherheit in der Übungssituation zusätzlich ein Klettergurt angelegt wurde. Diese Übung war wichtig, denn mit der Feuerwehrleine (statisches Seil) gesichert kann bereits bei einem Sturz aus 1,2 m Höhe ein statischer Fangstoß von bis zu 18kN entstehen, was einem Gewicht von ca. 1.800 kg entspricht. Mit Hilfe moderner Materialien lassen sich diese Kräfte auf ein erträgliches Maß reduzieren, denn dynamische Kernmantelseile „federn“ den Sturz ab.
 

Das Abseilen ist nur mit einem Rollgliss, einer Art Flaschenzug, gestattet. Dies wurde in einer realistischen Übung über 15 Meter vom Burgturm auf den Hexenkeller geprobt. Dafür stellten sich Elly Seemann, Julia Rector und Burkhard Zantopp als „Dummys“ zur Verfügung und waren von der souveränen Handhabung der Dilsberger Wehrmänner begeistert.
 

Eine tolle Übungsfläche bot das, wegen Umbauarbeiten abgedeckte Dach vom Gasthaus „Zur Sonne“, welches von den Besitzern dankenswerterweise zur Verfügung gestellt wurde. Die Dilsberger Abteilungswehr verfügt somit über ausgebildete Leute, die in der Lage sind eine Absturzsicherung optimal zu gewährleisten. Diese Technik wird zusätzlich zu den Brandübungen regelmäßig geübt und das vorhandene Wissen weiter ausgebaut. Für eine optimale Nutzung soll deshalb auch das bereits vorhandene Material aufgestockt bzw. ergänzt werden.
 

Es ist beruhigend zu wissen, dass ortskundige Spezialisten in der Gemeinde einsatzbereit sind, um im Notfall schnell zu handeln und Leben zu retten.

 

Teilnehmer:
Feuerwehrkommandant Michael Hofmann, Jörg Bißmann, Markus Brenner, Eric Jakob, Lisa Markl, Jochen Schmidt, Andreas Weber und Andreas Weitzell

 

Text: boe Bilder: bz
+ Bilder: Julia Rector, Markus Brenner, Andreas Weitzell, Andreas Weber