„Schlegler“ besetzen vorübergehend Burg Dilsberg

Überraschendes Gefecht endet mit freundschaftlichem Gelage
19. Juli 2009
 

„Die Schlegler“, eine Mittelaltergruppe aus Heimsheim, ersuchten beim Burgvogt der Burg Dilsberg um Genehmigung, ihre Zelte aufschlagen zu dürfen. Diese Bitte wurde für die Dauer von drei Tagen gewährt und so hielten über 30 Ritter, Stockkämpfer, Bogenschützen, Knappen und Weibsbilder Einzug im Burgareal. Sie trotzen Wind und Regen, bauten nicht zum ersten Mal in friedlicher Absicht ihr Lager auf Dilsberger Gemarkung auf und hissten ihre Fahne auf der Burgmauer. Dementsprechend freundlich wurden sie von manch einem Besucher begrüßt.
 

Der jährliche Vereinsausflug führte die Mannen und Frauen am Samstag auf das Heidelberger Schloss, wo sie große Aufmerksamkeit erregten und für zahlreiche Kameras ein heißes Objekt der Begierde waren. Zurück von ihrem langen Tagesmarsch, herrschte große Freude, als sie eine gedeckte Tafel mit köstlichem Spanferkel erwartete. Dermaßen gestärkt zog sich das Schleglervolk nach einem gemütlichen Umtrunk zur Nachtruhe zurück. Bei einem urigen Frühstück im Hexenkeller kehrten am Sonntag die Lebensgeister zurück und die Burg füllte sich mit Leben.
 

„Schau mal, echte Ritter!“, drang es des Öfteren aus erstauntem Kindermund. Zunächst etwas zaghaft an der sicheren Hand der Eltern, wagten sie sich vor. Schnell waren erste Berührungsängste überwunden, kein Wunder, denn Urs amme Berge, Marco vom Zinken, Felix von Baum und wie sie alle hießen, waren freundlich gesinnt und erzählten in ihrer mitreißenden Art vom wahren Ritterleben.
 

Beim Anlegen der Rüstung durfte man nicht nur zuschauen, sondern auch mal selbst Hand anlegen. Da staunten nicht nur die Kleinen, welch ein Gewicht so ein Ritter mit seiner Ausrüstung zu tragen hatte. Allein das Kettenhemd als Schnittschutz wiegt je nach Ausführung zwischen 13 und 18 kg, darunter trägt man einen Gambesons, einen Prallschutz aus dreilagiger Schurwolle, dazu kommen Haube, Helm und Waffe, bevor es Schwert gegen Schwert oder Stock gegen Schwert zur Sache geht.
 

„Die Schlegler“ zeigten realistische Kämpfe, keine lang andauernde Schaukämpfe wie man es aus Filmen kennt, sondern wie früher üblich, Ehrenkämpfe von drei bis vier Schlägen, in denen es um Leben und Tod ging.
 

Stockkämpfer, meist einfache Bauern, hatten gegen Schwertkämpfer nur durch ihre Schnelligkeit und den Vorteil mit zwei Enden zuschlagen zu können eine Change, was sie beeindruckend demonstrierten.
 

Danach zeigten zwei Schwertkämpfer verschiedene Kampfvariationen. Dieser Gruppe geht es nicht um Kommerz, sondern um realistische Informationen über das harte Leben im Mittelalter und das gelingt ihnen bei allen Altersklassen.
 

Gerne hört uns sieht man ihnen zu, selbst eine Seniorin aus Mainz traute sich das Schwert zu ergreifen und mutig einen Schlag zu probieren.
 

Doch nicht nur der Schwertkampf spielte im Mittelalter eine Rolle, auch die Muse gehörte zum täglichen Leben. Das Liedgut spielte eine bedeutende Rolle, denn Geschichten und Traditionen wurden oft in Form von Liedern weitergegeben oder Männer warben mit einfühlsamen Gesängen um die Gunst ihrer Liebsten. Gemeinsam mit Spielmann Baldur vom Klaffstein unterhielten die Weibsbilder mit mittelalterlichen Weisen und begeisterten mit lustig-derben Liedern.
 

Ohne Frauen ging bereits damals nicht viel und das ist bis heute so geblieben! Sie helfen da wo sie gebraucht werden, ihren Männern beim Anlegen der Rüstung oder in der Küche, wo sie für kräftigende Mahlzeiten sorgen. Wie nach alter Sitte kochten die Schlegler am offenen Feuer und bereiteten einen leckeren Gemüseeintopf mit frischen Zutaten aus dem Gärtchen der Natur zu.
 

Doch plötzlich wurde es laut, am Torbogen kam Unruhe auf. Vier schwarz-gelb gewandete Ritter drangen mit gezogenem Schwert ein und griffen, nicht wissend um das gewährte Gastrecht, das fremde Volk an. „Wollt ihr Streit?“, hallte es durch das Rund. „Lasst uns zu den Waffen greifen!“ erschallte die Antwort. 
 

Mann gegen Mann ging es hart zur Sache, bis der laute Ruf nach Gastfreundschaft die Runde machte. Die Kämpfe wurden eingestellt, friedlich reichte man sich die Hand, bevor die Dilsberger Ritter ihrem neuen „Fürsten“, dem designierten Ortsvorsteher Bernhard Hoffmann das Wort erteilten. „Zur Burg gehören Ritter und Säbelrasseln, also seid gegrüßt ihr Schlegler.“ Mit einer Drohung wurde der Beginn einer Freundschaft besiegelt, „Ihr werdet uns nicht mehr los!“

Burgvogt Andreas Weber bedankt sich für die gute Zusammenarbeit bei der Bräterei Pfisterer Heidelberg für das Spanferkel und der Bäckerei Gehrig für die belegte Brötchen und Brote.
 

Text: boe
Bilder: bz
Bilder Spanferkel und Frühstück: Esther Pieper