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Ferienprogramm auf
einer Burg, das klingt interessant und in Kombination mit einem
mittelalterlichen Handwerkerdorf nach spannendem Abenteuer. So
erleben es Kinder und Jugendliche im Ferienmonat August bei ihrem
faszinierenden Aufenthalt in der Burg Dilsberg. |
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Treff- und Mittelpunkt ist das große bunte mittelalterliche Zelt von Burgvogt Andreas Weber. Hier bietet Erlebnispädagogin Jutta Münch vom „Erlebnishof zur Schmiede“ jeweils eine Woche lang an, Natur zu erleben, sich selbst zu finden sowie auszuprobieren und das Ganze mit viel Spaß und Spannung. |
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Der erste Tag ist der
schwierigste, bis sich alle Teilnehmer im Alter von 5 bis 14 Jahren
gefunden haben. Bei der Einführung ins Handwerkerdorf werden klare
Regeln auf- und das Programm vorgestellt. Hier gibt es keine
Vorgaben, lediglich Angebote und die Kinder entscheiden selbst, auf
welchem Sektor sie sich einbringen wollen. |
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Während ihres
Aufenthalts erleben die Teilnehmer den ganzen Prozess vom Schaf zur
Wolle, vom Baum zum Teller und alles unter Nutzung von einfachen
Hilfsmitteln, wie sie eben früher üblich waren. Tatkräftige
Unterstützung erhält die Pädagogin durch ihre großen Kinder Janina
und Finn sowie Praktikant Nico. |
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Der erste Tag dient
der Materialfindung von Rohmaterialien und Pflanzen, die gebraucht
und zur Verarbeitung benötigt werden. Gemeinsam mit den Walliser
Packziegen schaffen sie Holz und Weiden herbei. Nach der Schafschur
steht das Waschen der Wolle an, bevor sie nach dem Trockenen mit
Zwiebelschale, Ringelblume, Schöllkraut oder Haselnussblätter im
großen Kessel über der Feuerstelle gefärbt, erneut gewaschen und
getrocknet wird. |
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Um notwendiges
Werkzeug kümmert sich die Gruppe um Schmiedin Sabine Seemann, die
neben ganz praktischen Dingen wie Zeltheringe oder Gatterverschlüsse
auch schöne Schmiedearbeiten herstellten. Dabei kam eine alte
fußbetriebene Esse zum Einsatz, bei welcher Teamwork gefragt war.
Einer kümmerte sich ums Feuer, ein anderer sorgte per Fußbetrieb für
die notwendige Sauerstoffzufuhr, ein weiterer bediente den
Schleifbock bzw. Schraubstock und nur gemeinsam gelangen die
Arbeiten. |
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Tiere gehören ebenfalls zum Lager und werden rührend versorgt. Für
Maggy das weiße Schaf und Gretel das schwarze mit ihren zwei sechs
Wochen alten Jungen haben die Teilnehmer ein Gehege gebaut.
Besonders beliebt ist das mutterlose braune Bärli, das mit der
Flasche großgezogen werden muss. |
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Heute wurde Gretel
zum ersten Mal nach der Geburt gemolken, eine etwas kritische
Angelegenheit, da man ihren Babys die Milch wegnimmt. Deshalb waren
mehrere Helfer notwendig um sie abzulenken. Viel gab sie nicht ab
und da es zum Käse machen nicht ausreichte, durfte reihum die
frische Schafsmilch probiert werden und Josies Beurteilung lautete:
„Schmeckt nicht so süß wie Kuhmilch, aber sahniger!“ |
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Beschwerlich war das
frühere Leben in der Burg, denn die meisten Materialien mussten von
außerhalb herbeigeschafft werden, was lange Wege hinab ins Tal
erforderte und beschwerlich beladen wieder hinauf auf den Berg. So
erlebte es jetzt eine Gruppe, die sich zum Weide holen auf den Weg
zum Neckar machte. Immer auf der Hut vor Wildschweinen, von denen
„Spähtrupps“ bei ihrem morgendlichen Spaziergang berichtet hatten,
führte der serpentinenartige Weg durch den Wald und bei Abkürzungen
rutschte man auch mal auf dem Hosenboden weiter. |
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Nebenbei erklärte
Betreuer Nico interessante Details, beispielsweise über die Funktion
von Schleusen oder wie man anhand Bäume Norden und Süden erkennen
kann, nämlich an der bemoosten Nordseite. Jedoch kamen bei aller
Arbeit und wissenswerten Informationen Spaß und Vergnügen nie zu
kurz. |
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Am Neckar angelangt,
traf man auf die Mädchengruppe, die mit Janina eine Wanderung
unternommen hatte, übte sich im Steinweitwurf und ließ Kieselsteine
über die Wasseroberfläche hüpfen. Nach einer Erfrischung hielten die
Jungs Ausschau nach geeigneten Weiden und schnitten sie mit dem
Messer ab. Je nach Körpergröße und Kraft wurden die Bündel verteilt
und unter größtem Muskeleinsatz zur Burg geschleppt, eine
schweißtreibende aber von Erfolg gekrönte Angelegenheit. |
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Die Tage sind
ausgefüllt von notwendigen Arbeiten, wie Materialbeschaffung oder
Kochen und der Herstellung von Flechtarbeiten aus Weide, dem Färben,
Filzen und Spinnen von Wolle, der Fell- und Lederverarbeitung,
Schnitzereien aus Pflaumenholz sowie der Käseproduktion. |
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Bei so viel Bewegung an
frischer Luft ist es kein Wunder, dass sich die Mannschaft das
Mittagessen so richtig schmecken lässt. Die oberste Regel die
hierbei beherzigt wird lautet, „Ich will nicht hören was nicht
schmeckt, sondern nur was schmeckt!“ und es scheint allen zu
schmecken. |
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Nach einer Übernachtung im Zelt steigt am letzten Tag ein weiterer
Höhepunkt, der Handwerkermarkt mit Gauklern und Schaukampf auf der
Burg, zu dem Eltern und Freunde herzlich willkommen sind. Alle
angefertigten Arbeiten, Bälle, Filzbilder, Schnitzereien, Leder- und
Schmiedearbeiten werden voller Stolz präsentiert. Nach fünf
gemeinsamen Tagen verlassen 30 glückliche und zufriedene Kinder den
Burghof. Selbst die Eltern sind begeistert, von Abenteuerlust
gepackt und würden am liebsten an so einer Erlebniswoche
teilnehmen. |
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Text: boe Bilder: bz & Bilder Andreas Weber |