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Für einen Tag war die
Burg Dilsberg fest in Händen der „Schlegler“
aus Heimsheim, die ihr Lager im Burghof aufgeschlagen hatten.
Burgvogt Andreas Weber gewährte der facettenreichen
Mittelaltergruppe ohne Gegenwehr Einlass, was ihm diese durch ein
faszinierendes Spektakel belohnten. |
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Strohballen,
Schwenkgrill sowie eine prasselnde Feuerstelle sorgten für ein
stimmungsvolles Ambiente. Besucher erhielten einen ebenso
informativen wie unterhaltsamen Einblick in das rege Treiben aus
vergangenen Rittertagen und wer mutig war, durfte selbst Hand
anlegen, die Rüstung überstreifen und zur Waffe greifen. |
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Zunächst schauten die
Gäste ein wenig ungläubig ins Burgenrund, verwundert über die
farbenprächtig gekleideten Ritter, Schwert- und Stockkämpfer,
Bogenschützen, Weibsbilder und Knappen. Ein Lagerleben wie anno
dazumal, bei dem es so richtig zur Sache ging. |
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Hitzige Gefechte in
Wort und Hieb begeisterten die Betrachter, die sich in sicherem
Abstand um die Kampfhähne formierten. Vorsichtigem Herantasten
folgte eine wortgewandte verbale Schlacht, dem Ablenkungsmanöver der
entscheidende Schlag und am Ende die bange Frage: „Ist der schon
wieder tot?“ Doch bei aller Realität, außer ein paar blauen
Flecken blieben keine größeren Blessuren zurück. |
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Die homogene
familiäre Gruppe aus Heimsheim, in der alle Alterklassen vertreten
sind, verbindet eine große Leidenschaft – das Mittelalter. Drei bis
vier Mal im Jahr schlagen sie ein großes Lager auf, verzichten auf
modernen Komfort und genießen das einfache Leben aus vergangenen
Tagen. Ein besonderes Feeling, wenn das ganze auf einer richtigen
Burg stattfindet, das ist für die „Schlegler“ wie Urlaub. Dann leben
sie in einer anderen Welt, vergessen den alltäglichen Stress und
genießen es am Feuer zu sitzen, zu basteln, jonglieren, mit den
Kindern zu spielen. Die ganze Familie ist mit dabei und jeder hat
seinen eigenen Bereich gefunden. |
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Das historische
Schauspiel „Die
Könige zu Heimsheim“ anlässlich des 700-jährigen Stadtjubiläums
1995 legte den Grundstein zur Gründung der „Schlegler“.
Inzwischen verzeichnet der eingetragene Verein 150 Mitglieder, davon
60 Aktive. In ihrer Heimatgemeinde führen sie vier bis fünf
Rittermahle durch, bei denen die Gäste neben einer wohlschmeckenden
mittelalterlichen Tafel mit einer Feuershow sowie weiterem
attraktivem Spektakulum beglückt werden. Beachtenswert ist das
soziale Engagement der Gruppe, die das Thema Mittelalter durch
praktische Kenntnisse in Kindergärten und Schulen ebenso wie in
Altenheimen näher bringt. |
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Der Kontakt zum
Dilsberg entstand wie so oft zufällig. Nach einem Besuch im
Heidelberger Schloss, wollte die Truppe einen Abstecher auf den
berühmten Berg unternehmen, doch die Burg war an diesem Tag wegen
Glatteis geschlossen. So schickte Knappe „Urs amme berge“ eine
elektronische Nachricht an den Burgvogt, dass sie vergeblich
versucht hatten die Burg einzunehmen. |
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Im zweiten Anlauf, im
Rahmen der „KulTour“ der
Tourismusgemeinschaft Odenwald e.V. im April diesen Jahres, trotzten
sie dem Regen, eroberten den Dilsberg im Sturm und schlossen weitere
Besuche nicht aus. Jetzt im dritten Anlauf wurden sie endlich bei
strahlendem Sonnenschein empfangen. |
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Begeistert nahmen die
Besucher die angebotenen Informationen über Waffen, Kampftechniken
und Lebensformen wahr. Die Kämpfer erklärten die Unterschiede
zwischen Einhänder, Ritterschwert das mit einer Hand geführt wird,
Eineinhalbhänder, das sowohl mit einer als auch zwei Händen
anwendbar ist und Bidenhänder, die für den zweihändigen Gebrauch
bestimmt sind. |
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Die Schutzkleidung
der kämpfenden Ritter mit Gambeson, Kettenhemd und –haube sowie Helm
wiegt zwischen 30 und 40 kg, in vollem Ornat die Waffe zu schwingen
erfordert eine gehörige Portion an Kondition. Davon konnten sich
Interessierte überzeugen und ein Kettenhemd mitsamt restlicher
Ausrüstung überstreifen. Da wurden bereits ohne Kampfeinsatz die
Knie weich. |
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„Marko vom Zinken“
demonstrierte beeindruckend die Waffe der Bauern, den Stock. Der
Stockkampf ist wahnsinnig schnell, da beide Enden zum Einsatz kommen
und deshalb ist der Stock auch gegen das Schwert nicht chancenlos.
Die Stockkämpfer schlagen mit Vollkontakt und verwenden dazu ein
extrem hartes Holz, vorzugsweise Hikori, ein Nussholz aus
Nordamerika. Sehr einfühlsam führt er den Nachwuchs an diese
Kampftechnik heran. „Nur auf die Augen schauen, den Rest mach ich!“,
lautete die Order an Tochter Carmen, die sich bravourös gegen den
Vater erprobte und tapfer einen Schlag auf die Finger wegsteckte. „Tut´s
weh? Gibt nur Blasen sonst nichts!“ und schon ging es mutig weiter. |
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Am Vormittag zischten
die Pfeile der Bogenschützen weit über die Burgmauer hinweg und
landeten auf dem Dorfplatz, direkt vorm „Café Pippifax“. Die
liebevoll und ganz gleichmäßig selbstgefertigten Pfeile sind aus
Sicherheitsgründen mit einem Gummiballon geschützt. Dieser
unerwartete Angriff wurde jedoch spätestens beim gemütlichen
Nachmittagskaffee und einem köstlichen Kuchenstückchen mit einem
Friedensgespräch geschlichtet. |
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Derweil demonstrierte
Anka den Umgang mit der Knallpeitsche. Mit elegantem Schwung, ohne
ersichtlichen Kraftaufwand ließ sie mittels schneller Bewegungen die
Peitsche lautstark knallen. Schwertkampftrainingsleiter „Felix von
Baum“ wich sein Knappe „Simon von Klaffstein“ nicht von der Seite.
Der jüngste der Truppe wird im nächsten Monat 10 Jahre und ist
bereits voller Begeisterung dabei – früh übt sich was ein guter
Ritter werden will! |
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Wie vielseitig die
„Schlegler“ sind stellten sie bei ihrem Dilsberger Aufenthalt
eindrucksvoll unter Beweis, eben noch harter kampferprobter Ritter –
Sekunden später, in voller Montur, gefühlvoller Tänzer. Mit
bäuerlichen Tänzen in Kreis- und Karreform unterhielten Manns- und
Weibsbilder auf schwungvolle Art. Da trauten sich auch die
Touristinnen näher und baten zaghaft: “Herr Ritter, dürfen wir ein
Foto mit ihnen machen?“ Dieser Bitte wurde ohne Zögern Bereitschaft
gezollt, schließlich trifft man nicht alle Tage einen echten Ritter
– da muss man schon ein Quäntchen Glück haben und zur rechten Zeit
auf der richtigen Burg weilen. |
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boe/bz | ||