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Knisternde
Holzscheite, fröhliches Gelächter und köstliche Gerüche waren beim
Betreten der Burg Dilsberg wahrzunehmen. Lagerleben in einer echten
Burg, eine Erfahrung die große und kleine Abenteurer faszinierte und
begeisterte. Die Vision der Ergotherapeutin und Erlebnispädagogin
Jutta Münch von einem Zeltlager in der Burg stieß beim neuen
Burgpächter Andreas Weber auf offene Ohren und so gelang es
kurzfristig bereits im Jubiläumsjahr der Burg, ein mittelalterliches
Gauklerlager als Ferienprogramm anzubieten. |
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Im August konnten
interessierte Kinder zwei Wochen lang das einfache Leben unserer
Vorfahren ausprobieren und dabei sich selbst und die Natur
entdecken. Langeweile war ein Fremdwort und wer den jungen
Abenteurern zuschaute, wurde von ihrer Begeisterung infiziert und
hätte am liebsten selbst am Lagerleben teilgenommen. |
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Abseits vom Trubel
unserer Zeit gewannen 17 Kinder zwischen 5 und 13 Jahren an
Erfahrung und Selbstständigkeit, kochten, spielten und lebten
miteinander. Manch einer der zu Beginn eher skeptisch an dem
Workshop teilnahm, wollte am Ende gar nicht mehr nach Hause. Das
Sozialverhalten innerhalb der gemischten Gruppe war bemerkenswert,
die Älteren halfen den Jüngeren und kleinere
Meinungsverschiedenheiten diskutierte man sachlich untereinander
aus. |
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Jutta Münch die in
Schwarzach an der Sonderschule unterrichtet, startete gemeinsam mit
ihrem Kollegen Ralf, ihrem Lebensgefährten und einer Mutter einen
Versuch, setzte ihre Vision um und wurde mit strahlenden Kinderaugen
belohnt. Hier stand kein produktorientiertes Handeln im Vordergrund,
sondern das Ausleben eigener Fantasie. |
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Neben einer
reichhaltigen Auswahl an Materialien, wie Leder, Schnüre, Stoffe,
stellten die „Großen“ lediglich ein paar Ideen vor und daraus
entwickelte sich eine Eigeninitiative der Teilnehmer, gepaart von
einer unglaublichen Fantasie sowie Kreativität und einem enormen
Wissensdrang. |
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So entstanden
beispielsweise Pfeil und Bogen aus Haselnussholz, Lederbänder, Arm-
und Halsketten. Die selbstgebastelten Bogen hatten eine bessere
Spannkraft als gekaufte. Bei der praktischen Anwendung zeigte sich
schnell, dass die Bogensehne beim Loslassen an den Unterarm knallte
und kurzerhand wurde zum Schutz ein Lederband gebastelt, das selbst
zum Schlafen nicht weg kam, weil es so cool aussah. |
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Stoffe wurden mit
Brombeeren, Ginster und Walnuss unter Zugabe von Alaun - ein
Aluminiumsulfat das man seit der Antike zum Gerben, Färben und
Beizen verwendet - gefärbt. Aus den kontrastreichen und
farbintensiven Stoffen von brombeerfarben bis olivgrün, wurde ein
Banner entworfen, den ein selbst entworfener Ziegenkopf, eine
Lederpatchworkarbeit hergestellt auf einer alten Tretnähmaschine,
krönte. |
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Einen „Arbeitstag“
investierten die Kinder in die Fertigstellung eines brauchbaren
Holzschwerts. Geduldig wurde der Rohling geschliffen bis er die
perfekte Form hatte und einsatzfähig war. Beim anschließenden
Schwertkampf ging es hart aber fair zur Sache. |
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Ein weiterer
Höhepunkt waren die Schmiedearbeiten mit Andreas Kaltenstadler aus
Michelbach/Aglasterhausen, mit dem man gemeinsam Speerspitzen,
Messer und Löffel anfertigte. Selbst die jüngsten Teilnehmer
getrauten sich mit dem Hammer auf den Amboss zu hauen. Die frisch
geschmiedeten Messer waren voll funktionsfähig und kamen auf
vielfältige Weise zum Einsatz. |
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Die Beschäftigung mit
der Natur zog sich wie ein roter Faden durch das Projekt, so lernten
die Kinder nebenbei die verschiedenen Baumarten zu unterscheiden,
welches Holz besser zum Schnitzen und zur Verarbeitung geeignet ist
sowie das Zusammenleben mit Tieren, denn zum Lagerleben gehörten
auch sechs Walliser Schwarzhalsziegen und zwei Hündinnen „Lady“ und
„Lucy“. |
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Am Anfang war es ungewohnt im
Jurtezelt umgeben von den schwarz-weiß langhaarigen Vierbeinern zu
schlafen, doch schnell gewöhnte man sich aneinander und die Ziegen
gehörten zur „Familie“, streichelte, pflegte und melkte sie. Ziege
„Mc Kay“ wurde besonders umhegt, denn nach einem Pferdetritt ist sie
vorübergehend gelähmt und Bedarf spezieller Betreuung. Die Prognose
für ihre Rekonvaleszenz klingt erfreulicherweise positiv. |
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Bei einer Führung durch die
Burganlage wusste Karin Erles viel Wissenswertes über das Leben
in der damaligen Zeit zu berichten und sie freute sich über ihre
aufmerksamen Zuhörer. Nach einem langen Tag an frischer Luft,
mit Streifzügen durch die Wälder rund um die Burg da meldete
sich der Hunger. Doch im Mittelalter gab es keinen Herd mit
Knopf zum einschalten, da musste erst mal Brennholz auf die
Feuerstelle, das Feuer entfacht und der Kessel gerichtet werden.
Wehe, es war nicht genügend Feuerholz vorrätig, da hieß es mit
knurrendem Magen erst mal welches sammeln gehen. |
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Rasch legten sich
anfängliche Abneigungen gegen manche Gerichte, denn nach einem
anstrengenden Tagewerk mundete die gemeinsame Mahlzeit vorzüglich
und Nudeleintopf, Kartoffel mit Quark oder Schupfnudeln waren heiß
begehrt. Doch selbst auf diesem Gebiet waren teilweise Improvisationskünste
gefragt. |
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„Es ist gut, weil
man Sachen machen muss, die man zu Hause nicht machen muss!“ so
fasste Silas das Projekt zusammen, bei dem die Teilnehmer ihre Scheu
schnell ablegten, Ängste überwanden und alles Neue mutig
ausprobierten. „Selbst Erwachsene haben viel mitgenommen!“ ergänzte
eine begeisterte Mutter. |
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Die Lebensphilosophie
von Jutta Münch: „Ich arbeite gern und was ich nicht gern mache,
lasse ich sein!“ spürte man, sie ist mit Herz und Verstand
dabei, arbeitet authentisch, der Funken springt über und nicht nur
vom Feuer auf das Holz, sondern vor allem auf die Teilnehmer. |
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boe/bz
Ein
herzliches Dankeschön für die zur Verfügung gestellten Fotos an
Annette, Jutta und Andreas.
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